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MTB-Profis sprechen über Unfall und ihre Genesung

Steffen Thum (33) und Rémi Laffont (26) wurden beim Weltcuprennen in Kanada von einem Auto angefahren und mussten beide schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden. Wir konnten mit ihnen sprechen und sie bezüglich ihrer Genesung und den Wiedereinstieg in die Weltcupsaison befragen.

Herr Thum, Sie sind inzwischen wieder zurück in Deutschland und auch aus dem Krankenhaus raus. Wie geht es Ihnen und wie ist der Stand der Genesung?
 
Thum: Ja danke. Ich bin sehr froh, dass ich wieder zuhause sein darf. Wenn man mehrere Tage im Koma liegt und mit Verletzungen am Kopf und auch sonst überall aufwacht, dann ist das schon eine sehr gute Sache zuhause sein zu können. Ich muss aktuell noch fast täglich zu Untersuchungen, doch die Tendenz zeigt sich positiv.

Positiv klingt gut, ist schon absehbar, wann Sie wieder mit dem Training beginnen dürfen?

Nicht wirklich. Und man muss das Wort Training auch speziell auslegen. Meine Schulter ist komplett gebrochen, laut den Ärzten dauert so etwas mindestens 12 Wochen. Doch ich arbeite auch jetzt schon täglich daran, dass ich schnell wieder auf das Rad komme. Und ich sehe mich in den angesprochenen 12 Wochen nicht nur auf dem Rad, sondern mit einer Startnummer montiert.

Training speziell auslegen, wie meinen Sie das?

Ich habe aktuell täglich eine Stunde Therapie und beginne ab nächster Woche auch im Fair Fitness plus Fitnessstudio mit den Beinen. Dazu kommt noch, dass wir durch unsere Sponsoren wie ultraSPORTS und auch AIDA Whirlpools Partner im Team haben, die mir bei der Genesung helfen können. Ich ernähre mich speziell und lockere täglich 30 Minuten den Rücken im Massagepool. All das zeigt sich in Wechselwirkung positiv für eine schnelle Genesung.

Gut zu hören, dass die Sponsoren da zu euch halten und euch auch in den schwierigen Momenten Rückendeckung geben.

Ja, dafür bin ich auch sehr dankbar. Es motiviert einen Athleten enorm, wenn man in solch einem Moment eine Postkarte oder Email zugesendet bekommt. Klar vertraue ich auf unsere Partner, dass sie uns langfristig beistehen und solch ein, nicht verschuldeter, Rückschlag keine jahrelange Topleistung zunichte macht.

"Ich bin froh, wieder zuhause zu sein."

Steffen Thum
Mountainbike-Profi


Waren eure Frauen mit in Kanada oder habt ihr eure Familien erst jetzt wieder sehen dürfen?

Nein, die waren nicht beim Weltcup dabei, das ist ja unser Job und da müssen wir uns auch bestmöglich auf diesen fokussieren. Für die Familien war das aber auch ein enormer Schock, meine Frau Kerstin bekam alles nur übers Telefon mitgeteilt. Aus dem Koma heraus konnte ich sie ja selbst auch nicht anrufen und sie konnte dann natürlich nur bedingt reagieren. Ich erahne, wie schrecklich solch eine Erfahrung ist und wir sind alle wie gesagt sehr froh, dass es so ausgegangen ist und sowohl Rémi als auch ich nun zuhause sein dürfen.

Herr Laffont, sind Sie wie Steffen Thum mental ebenfalls schon wieder im Rennsattel angekommen?

Nein, ich möchte zwar, darf aktuell jedoch nicht schon wieder ans Radfahren denken. Durch den harten Zusammenprall mit dem Auto ist mein Rücken schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich bin hier immer noch total unbeweglich und möchte da auf keinen Fall ein Risiko eingehen.

Wurden Sie auf eine andere Art vom Auto getroffen als Herr Thum?

Nein, wir fuhren beide hintereinander auf dem Seitenstreifen und wurden von hinten angefahren. Das Auto hatte gut 60 Meilen drauf und wir hatten somit keine Chance. Steffen flog über die Leitplanke, ich auf den Asphalt, das ist das Einzige was wir vom Unfall noch wissen und durch meine Hautverletzungen auch sehen können. Es geht hier nicht darum, wen traf es härter, wichtig ist, dass wir im kommenden Frühjahr wieder 100 Prozent Leistung bringen können.

Können Sie dazu eine Tendenz oder Chance abgeben?

Steffen und ich, wir sind Kämpfer und Teamplayer. Wir machen nun unseren Job, werden gesund und sind spätestes im kommenden Frühjahr wieder topfit.

Fahren Sie 2017 noch Rennen?

Rennen schon, doch nicht im Weltcup. Das Niveau ist zu hoch um mit dem Weltcup einsteigen zu können und die Saison ist hierfür zu kurz. Ich versuche im November noch das ein oder andere Rennen bestreiten zu können, dann folgt die Wintervorbereitung.

© Schwäbische Post 29.08.2017 18:26